Klause 2002, Wachs, Leine auf Papier (gefaltet), ca. 70 x 70 x 220 cm
Immobile Mobilität – Eine faltbare Einsiedelei
Eine Einsiedelei ist ein kleines Zimmer in dem man ungestört die innere Ruhe finden kann. Die Einsiedelei wird auch unter den Begriffen Eremitage, Klause oder Kartause umschrieben.
Der wahrnehmbaren Beschleunigung unserer sinnentleerten Zeit setze ich ein Gegenüber. Die aus Papier, Wachs und Linne gestaltete Klause soll als Raum oder Gefäss unsere innersten Bedürfnisse nach Ruhe und Einsamkeit auffangen und verdeutlichen.
Dem Betrachter soll die Klause als mystische Erscheinung sein, Inneres beleben und dem Bewohner zu Ruhe und Einsamkeit verhelfen. So wie Bruder Klaus als Sechzehnjähriger die Vision von dem „hübschen, hohen und weissen Turm“ der aus der Ranftschlucht emporstieg und ihn zum Einsiedlerleben bewog hatte, kann die reale Erscheinung meiner Klause ebenfalls eine visionäre Haltung beim Betrachter auslösen.
Diese Klause ist nicht ortsgebunden. Die immobile Mobilität verhilft dem Bewohner dieser Zelle einen ganz persönlichen Ort aufzusuchen um dort sich und seine Klause entfalten zu lassen. Diese Eremitage entfaltet sich in der Gebärde des Einatmens und schliesst sich in einer ausatmenden Gestik. Die Klause kann stehend und sitzend bewohnt werden. Der Innenraum dieser Zelle verjüngt sich nach oben zu einer Pyramide, welche durch die Giebelfaltung von aussen bewusst nicht zum Vorschein tritt. Das Volumen des Innenraums erinnert an einen romanischen Kirchturm. Die Pyramide und der romanische Kirchturm werden einerseits als innere architektonische Formensprache, andererseits als Element der Divination in Erscheinung treten.
Die Klause steht als Zeichen im Spannungsfeld von Raum und Zeit sowie Himmel und Erde. Die Präsenz dieses fragilen, lichtdurchfluteten Objekts strahlt eine magische Aufgeladenheit und mythisch-geheimnisvolle Ruhe aus.